Up Vortrag Dr. Rogge: "Grenzen setzen in der Pubertät" Slideshow

 St.Peter in der Au,  21.10.2009

 "Grenzen setzen in der Pubertät"

 Dr. Jan-Uwe Rogge erklärte in einem Edutainment Vortrag, worauf es beim Umgang mit Jugendlichen ankommt. 

 Gleich zu Beginn stellte der deutsche Familienberater und Autor fest, dass Dankbarkeit (das Kind zu haben) und Demut (im Respekt vor der aufblühenden Persönlichkeit) die wichtigsten Aspekte in der Erziehung sein sollten. 

 "Ich bin nicht hier um Euch Erziehungstipps zu geben, ich will Euch Geschichten erzählen", so Rogge.   Seine Anekdoten aus dem Alltag mit Jugendlichen ließen die Atmosphäre im Saal an ein Kabarett erinnern.  Sogar für den Profi-Kabarettisten Walter Kammerhofer, diesmal im Publikum, gab es da einiges zu lernen: er erwies dem "Kollegen" durch viel Applaus seine Anerkennung.   Doch hatte Dr. Rogge für diese Attacken auf die Lachmuskeln der Eltern einen tiefen psychologischen Grund:  Erziehung funktioniert nicht ohne Beziehung, und diese gilt es zuerst mal zu entspannen - am besten mit Gelassenheit und Humor.

 "Wenn du ein Kind hast, wirst du stadtbekannt; die Frage ist nur, wann."   Denn jeder Mensch durchläuft 3 Pubertäten:  die erste, das berüchtigte "Trotzalter" zwischen 2 und 5, die zweite (halbwüchsige) zwischen 12 und 15, die dritte schließlich zwischen 35 und 50.   Es gibt eine Beziehung zwischen der ersten und der zweiten:  je heftiger die erste, umso ruhiger die zweite.   Und alles, was in der zweiten nicht ausgelebt wurde, wird in der dritten nachgeholt.

 Pubertierende wollen Eltern, die feste Wurzeln repräsentieren, die ihnen Orientierung bieten, an denen sie sich reiben können.  Sie verachten "Schlaffis", sie sind die "Generation in Konfrontation", und seit Jahren wird von Pädagogen eine verstärkte Hinwendung von Pubertierenden zu Großeltern beobachtet.   Sie mögen ältere Menschen, weil diese gelebtes, erfahrenes Leben darstellen.   Ein Großvater beweist seinem Enkel, dass man eine Klasse zwei-, dreimal wiederholen und trotzdem das Leben schaffen kann ?

 Pubertierende brauchen Halt und Freiheit zugleich, sie wollen ernst genommen werden, wünschen sich Klarheit.   Ein "Nein" aus Liebe ist ihnen lieber als unschlüssige Großzügigkeit, nur um Auseinandersetzungen zu vermeiden und schnell wieder eigenen Beschäftigungen nachgehen zu können.   Grenzen setzen ist keine Technik, sondern eine Frage der Haltung dem Kind gegenüber.

 Es gelingt, wenn Eltern trotz allem in Beziehung mit den Kindern bleiben: Frustrationen aushalten können und dankbar sind, ein Kind durch diese Zeit begleiten zu dürfen.   Ein Gelingen hat nichts mit Können zu tun, denn Erziehung ist äußerst wirkungsunsicher in dieser Zeit.   Es ist nicht wichtig, alles im Griff zu haben, sondern mit dem Kind im Gespräch zu bleiben.

 Hier kommt wieder der Begriff der "Demut" hinzu  (von lat. humus, humilitas: "geerdet sein").   Ein Mensch, der weiß, dass er unvollkommen ist, lässt den Gedanken an Machbarkeit erst gar nicht aufkommen, und doch hält er an seiner Erziehungs-Verantwortlichkeit fest.   Es ist das gute Recht von Pubertierenden, Grenzen auszutesten.   Wir wollen schließlich auch selbstdenkende, selbstverantwortliche selbstständige, und nicht passiv angepasste Kinder.

 In seiner pädagogischen Methode bezieht Rogge auch das Neue Testament mit ein:  die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lk 15) zeigt uns den Balanceakt zwischen Loslassen, Hinausbegleiten, und dennoch Schutzhafen bleiben.   Es bedarf großer Demut, dem Jugendlichen, den die Polizei bekifft und betrunken an der Türe abliefert, zu zeigen:  "Ich nehme dich an, so wie du jetzt bist!".   Einen Tipp gab der Erziehungsexperte dann doch: "Lache 3x täglich mit deinem Kind!".

 Noch viele Gedanken Rogges klingen sehr christlich, auch wenn sie nicht explizit so deklariert wurden.   Der ungewöhlich gut besuchte Vortrag im bis zum letzten Platz besetzten Carl Zeller Saal wurde vom Kath. Bildungswerk gemeinsam mit dem Elternverein der HS veranstaltet.   Ob dieser Ansturm auf seinen Bekanntheitsgrad zurückzuführen ist, oder auf das Problemausmaß, das Eltern mit ihren jugendlichen Sprösslingen in der Region beschäftigt, blieb offen.


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