Up Interview mit Pfarrer Anton Schuh Slideshow

 St.Peter, 13.01.2008

 "Christkindl" feiert 60er

 Interview mit Pfarrer Anton Schuh anlässlich seines 60. Geburtstages

 Zuallererst, wie geht es Ihnen mit 60 gesundheitlich ?

 Pfarrer Schuh:   Also, der 60er an sich macht mir nichts aus, aber die ganzen Verhandlungen wegen des Pfarrhofumbaus, die sich doch über 3 Jahre hinzogen, haben mich etwas mitgenommen.   Vor einem halben Jahr hatte ich einen Unfall wegen einer Herz-Kreislauf-Schwäche, davon trage ich noch eine Platte in der Hand.   Das sind lauter so Sachen,  die mich alle noch nicht haben so richtig in Schwung kommen lassen.

 Erzählen sie uns von Ihnen und Ihrer Herkunft.
       
 Pfarrer Schuh:   Geboren bin ich am Christtag 1947 in Ambach bei Oberwölbling, das liegt in der Nähe von Stift Göttweig, als zweiter von 6 Buben.   Das Elternhaus ist '45 nach dem Krieg abgebrannt, wir sind in kargen und bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, meine Eltern haben geschuftet, geschuftet fast bis zum Umfallen, sodass ich und alle meine 5 Brüder maturieren und studieren konnten.

 Zum Essen war zwar immer genug da, aber wir haben sparsam gelebt, es gab ganz einfache Kost.   Die bevorzuge ich auch heute noch, und ich fühle mich auch in der Pfarre am wohlsten unter den einfachen Menschen, die noch zufrieden und dankbar sein können.

 Wie war das Leben in einer Familie mit 6 Buben ?

 Pfarrer Schuh:   Die Kinderanzahl war damals keine Seltenheit.   Wir haben freilich auch gestritten und gerauft, aber wenn es drauf ankam, hielten wir fest zusammen.   So auch beim Mithelfen in der Landwirtschaft, das war genau eingeteilt.    Der Vater war von Montag bis Freitag weg in der Landwirtschaftsschule Tullnerbach, die Mutter oft draußen auf den Feldern.   Wir haben uns zum Teil selber erzogen.

 Der Zusammenhalt in unserer inzwischen sehr groß gewordenen Familie - wir sind um die 50 Leute - ist immer noch großartig.   Bei Familienfesten, wie etwa jetzt zu meinem 60er, treffen wir uns alle.   Auch zu Weihnachten kommen alle Brüder mit ihren Familien ins Elternhaus.   Vor kurzem wurde unsere Mutter 88, sie ist immer die Mitte, die Seele der Familie geblieben. 

 Wie sind Sie Pfarrer geworden ?

 Pfarrer Schuh:   Die Grundlage bildet sicher meine Erziehung.   Das Haus Schuh in Ambach, unserem kleinen Dorf mit an die 40 Häusern, war immer ein Treffpunkt und eine religiöse Anlaufstelle mit der Kapelle daneben.   Mein älterer Bruder war im Seminar in Melk, und ich wollte ihm folgen.   Während er dann doch Bankdirektor wurde, hab ich den priesterlichen Weg für mich als richtig erkannt. 

 Unsere Eltern waren religiös, aber ganz schlicht, nicht über-drüber.   Ihr normales Gutsein miteinander und der natürliche Schöpfungsumgang vermittelten uns den Glauben.   Ein Onkel war auch Priester.

 Wir hatten das Glück, in unserer Pfarre immer vorbildliche Kapläne und gute Seelsorger zu haben, die in ihrer frohen, positiven Art ansteckend wirkten.   Damals war es sicher leichter, diesen Wunsch durchzusetzen.  Alle im Dorf haben sich gefreut, für mich gebetet ...

 Wenn man einen Dienst an Menschen anstrebt, ist danken können ein Grundpfeiler.   Dem Herrgott danke sagen in der Sonntagsmesse war selbstverständlich.   Wallfahrten sind eine Art  Dank zu sagen, wir freuten uns alle darauf, sie waren für mich immer ein besonderes Erlebnis.   Berufung und Dankbarkeit hängen sehr eng zusammen.

 In welchen Pfarren waren Sie schon ?

 Pfarrer Schuh:   Nach meiner Priesterweihe im Jahr 1973 war ich ein Jahr lang Pastoralkaplan in Heiligeneich bei Zwentendorf.   Die nächsten 2 Jahre verbrachte ich in Arbesbach im Bezirk Zwettl, anschließend 2 Jahre in Heidenreichstein, Bezirk Gmünd.   Im darauf folgenden Schuljahr 1978/79 war ich Kaplan in St. Valentin, danach trat ich die Nachfolge des verstorbenen Pfarrers von Ertl an.   Die letzte Trauung, die ich dort im Jahre 1984 begleiten durfte, war die unseres jetzigen Bürgermeisters Heuras und seiner Gattin.   Nach 5 Jahren in Ertl wurde ich erneut nach Heidenreichstein berufen, da auch dort der Pfarrer gestorben war.
 Nach weiteren 5 Jahren kam ich schließlich nach Langenlois, wo ich  bis nach dem großen Hochwasser im Jahre 2003 wirken durfte.   Da hatte ich zuletzt auch die Pfarre Zöbing, die noch schwerer betroffen war, zu betreuen, die Hilfseinsätze zu koordinieren, u.v.m., also ungeheuren Stress.   Mein Vater war kurz zuvor gestorben, sodass mir letztlich alles zu viel wurde und ich um eine kleinere ländliche Pfarre ansuchte.   Da Pfarrer Alois Sallinger in St. Peter/Au seinen Ruhestand antrat, kam ich im September 2003 hierher.

 Sie sind also von Langenlois weggegangen, um in St. Peter wieder Ruhe zu finden ?

 Pfarrer Schuh:   Ja, obwohl es nach 13 Jahren kein leichtes Weggehen war.   Und dann begann gleich im Vorfeld der Landesausstellung der umfassende Umbau des Pfarrhofes, mit dem ich nicht gerechnet hatte.   Die Zahlungen dafür sind noch immer nicht abgeschlossen, uns fehlen momentan noch 70.000€, das macht mir die größten Kopfzerbrechen. 

 Während der Landesausstellung waren Sie sozusagen LA-Pfarrer ?

 Pfarrer Schuh:   So wie ich in Langenlois als Weinpfarrer abgestempelt war. (Lacht.)   Die Ausstellung selber war keine Belastung, im Gegenteil, es war sehr schön und ich vermisse sie schon, denn ich war fast täglich kurz drüben.   Mir ist der persönliche Umgang mit den Menschen wichtig, die Begegnungen und Gespräche.   Ich hab viele Freunde gewonnen und erinnere mich gern an den Abschlussgottesdienst, der mich sehr berührt hat:  auch wenn die Ausstellung zu Ende ist, soll uns das Thema im Blickfeld bleiben und der Umgang mit unserer Mutter Erde ein Anliegen sein.

 Was sind die Schwerpunkte Ihrer Seelsorge ?

 Pfarrer Schuh:   Durch die Anforderungen im Beruf und die steigenden Ansprüche wird das Innenleben der Menschen immer komplizierter.   Man muss alles gleich haben und überall dabei sein.   Durch diese Zwänge wird der Mensch derartig manipuliert - die machen uns zu Sklaven, das darf nicht sein.   Es kann nicht immer mehr Wirtschaftswachstum geben, das ist doch Betrug.   Das Denken der Menschen darf sich nicht nur um Konsumbedürfnisse drehen.  

 Indem ich mit den Menschen spreche und ihnen meine Ansichten sag, versuche ich, dem entgegenzuwirken.   Als Seelsorger halte ich meine Tür offen, auch wenn man dann manchmal ausgenutzt wird. 
 Wenn ich einen schwerhörigen Kranken besuche muss ich laut reden, wenn ich zu einem Kind sprechen will, muss ich in die Knie gehen.   Wir Pfarrer müssen zuerst die Sprache, die Ebene der Menschen kennen lernen, um ihnen die Botschaft von unserem Herrn Jesus so aufleuchten zu lassen, dass sie sie verstehen und mitgehen können.

 Welche Pläne haben Sie für die Pfarre ?

 Pfarrer Schuh:   Ich möchte eine möglichst lebendige Pfarrgemeinde so durch´s Kirchenjahr begleiten, dass die Menschen durch die Gestaltung der Feste hier in der Pfarre eine Heimat finden, die jungen Familien genauso wie allein stehende Senioren.   Wir versuchen mit dem neuen Pfarrgemeinderat, auch viele Gruppen (Liturgiekreis, Kirchenchor, Frauen- und Familienrunde, Firmbegleiterabend, Pfarrcaritas?) zu Wort kommen zu lassen.
  Es wird uns eine Hilfe sein, dass heuer am Fronleichnamswochenende Weihbischof Leichtfried zur Firmung nach St. Peter kommt, wir erwarten uns davon viele Impulse.

 Welche Wünsche haben Sie für sich persönlich für die Zukunft ?

 Pfarrer Schuh:   Dass die Menschen den Glauben als Wert wieder vermehrt erkennen und merken, dass nichts Einseitiges gut sein kann.   Dazu wünsche ich mir selbständige, verantwortungsvolle Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann und die die Pfarre als Ganzes im Blick haben.   Ich wünsche mir weniger nervliche Belastungen, denn zum Schreiben einer Predigt braucht man ebenso Ruhe wie zum Erhalt seiner Gesundheit.

 Was sind Ihre Hobbies ?

 Pfarrer Schuh:   Zunächst das Reisen, weil ich sehen möchte, wie Menschen anderswo leben.   Man kommt dann viel dankbarer und zufriedener heim.   Dann mit netten Leuten zusammen sein, wo man lustig sein kann und froh.   Ab und zu fahr ich gern 1-2 Tage nach Bad Waltersdorf zur Erholung, wenn ich wieder wochenlang keinen freien Tag hatte. 
 Zu meinem "musikalischen Hobby" komm ich kaum noch.   Ich hab in Musik maturiert und früher öfters Chöre geleitet, wie z. B. einen Choralchor an der Hochschule in St. Pölten, wo ich auch im Domchor gesungen hab.  Dann im Seminar in Seitenstetten, als ich in Ertl Pfarrer war.  Dort war ich 4 Jahre Obmann der Musikkapelle, hab einige Instrumente gespielt, doch jetzt höre ich Musik fast nur noch beim Autofahren.

 Sie haben hier im Pfarrbüro keinen PC, warum ?

 Pfarrer Schuh:   Ich möchte keinen Computer, denn meine Philosophie als Pfarrer ist einfach eine andere.   Zwar bin ich kein Gegner davon, und wenn ich jemanden im Büro hätte,  eine Kanzleikraft, hätte ich sofort einen.   Ich setze mich nicht jeden Tag 3-4 Stunden davor, mir sind die Menschen viel wichtiger: wie sie leben, wie es ihnen geht.   Da gehe ich lieber ins Gasthaus auf ein Glas Bier.   Und meine Predigten habe ich in Ordnern, da finde ich sie schneller als im PC. 

 Angenommen Sie werden zum Papst gewählt, was würden Sie ändern ?
  
 Pfarrer Schuh:   Wie wird man im Land Österreich Bischof, durch seine Fähigkeiten oder wie in der Politik, werden sie hinaufgehievt oder hinaufgeliebt ?    Das liegt im Dunkeln, und mehr Transparenz wäre wichtig, vor allem wegen der Glaubwürdigkeit.   Unser jetziger Papst redet in dem Sinn offener, weil die Zeit es einfach verlangt.


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